Schweden habe ich als gut organisiertes Land kennen gelernt. Manchmal fast zu gut organisiert, siehe das Buchen der Waschkuechen.
Gestern am Faehrhafen in Stockholm durfte ich es aber auch auf eine andere Art kennenlernen. Es fehlten saemtliche Aushaenge bezueglich Ankuenfte, Abfahrten oder Bezugsmoeglichkeiten der Tickets. Von den Ticketpreisen ganz zu schweigen. Man stelle sich eine Bahnhofshalle vor, in der weder Fahrplan, Gleisauskunft, nicht einmal eine Uhr haengt. So stand ich gestern erst einmal unbeholfen da und musste mich durchfragen, was auch nicht unmittelbar erfolgreich war.
Die kompetenteste Antwort erhielt ich von meiner Schwester per Telefon, die einfach das Internet befragte. Nochmals vielen Dank fuer den spontanen Einsatz.

Da ich nicht reserviert hatte, hiess es also warten bis alle Fahrzeuge mit Reservierung eingecheckt hatten, und hoffen, dass ein Plaetzchen fuer mich bleibt. Mit dem Fahrrad war das kein Problem, obwohl ich erst dachte, ich darf nicht mit. Die Einweiserin kam auf mich zu und sagte, nachdem sie allen wartenden Autos abgewunken hatte, dass leider keine Kabine mehr fuer mich frei waere. Erst bei meiner Nachfrage, ob denn wirklich dieses "kleine" Fahrrad auf dieser "grossen" Faehre nicht mehr unterzubringen sei, erklaerte sie mir, dass es keine Schlafkabine fuer MICH mehr gaebe. Falls mich das nicht stoere, koenne ich mit.
Erleichterung!

So kam ich also doch mit an Bord.
Die meisten Mitlesenden werden wissen, dass ich in meinem bisherigen Leben nun wirklich nicht gerade wenige Naechte auf Wasser verbracht habe, sei es vor Anker, im Hafen oder auf hoher See, aber die ersten Stunden der gestrigen Ueberfahrt waren wirklich ein besonderes Erlebnis. Die Faehre steuerte stundenlang durch die schwedische Inselwelt und das in einer Entfernung, dass man etwas an Land haette werfen koennen. Dies in Kombination mit dem Wolkenspiel und der untergehenden Sonne war beeindruckend.

Spaeter begann dann der Kampf gegen die Muedigkeit. Die meisten Passagiere ohne Schlafkabine hatten das gleiche Problem wie ich: Es war viel zu kalt an Bord. Platz gab es genuegend, ich haette locker ein paar Stunden schlafen koennen, aber mir war kalt wie noch nie auf der bisherigen Fahrrad-Tour. Der Schlafsack war leider im verriegelten Autodeck, so blieben mir auch nur die kostenlosen Ausgaben einer Zeitung der Faehrgesellschaft als Isolierung. Viel geholfen hat es nicht. Entsprechend durchgefroren war ich bei der Ankunft, aber dieses Gefuehl legte sich nach einigen Kilometern auf dem Fahrrad.