Die letzten 50 Kilometer vor einer Grossstadt sind immer die schlimmsten.Wenn eine Stadt nicht gerade auf einem speziellen Radweg angefahren werden kann (beispielsweise Wien an der Donau entlang) und man sich anhand der Beschilderung seinen Weg ins Zentrum suchen muss, steht man als Radler oft ziemlich alleine da.Oslo werde ich als eine der am schlechtesten ausgeschilderten Stadtanfahrten in Erinnerung behalten. Die E16 war alle paar Kilometer ein Stueck weit fuer Fahrraeder gesperrt und eine alternative Wegbeschilderung gab es nicht. Neben dem Verbotsschild stand manchmal ein Wegweiser, der von der Hauptstrasse weg zeigte. Das war die gesamte Beschilderung.
Den Weg durch die Vorstaedte musste ich dann selbst bestreiten. Oslo ist zwar schon oft angeschrieben, aber leider nur fuer Autos und die grossen Strassen waren fuer mich leider tabu.

Nach Kompass, Nasengefuehl und spaeter an einer Bahnlinie entlang, tastete ich mich ins Zentrum vor.
Dort angekommen, drehte ich eine kleine Innenstadtrunde und machte mich anschliessend auf zum Faehrhafen.
Da die Faehre ueber Nacht fuhr, musste ich zwangslaeufig eine Kabine buchen. So ganz unrecht war mir das aber nicht. Sie war nicht uebermaessig teuer und eine zweite Nacht mit wenig Schlaf waere sicher kein Vergnuegen gewesen und haette mich einen grossen Teil des heutigen Tages gekostet.

Als ich mein Ticket hatte, waren noch ein paar Kronen uebrig. Es waren aber so wenig, dass sich das Zuruecktauschen nicht gelohnt haette. Ich ging nochmal einkaufen und goennte mir anschliessend trotz der typisch norwegisch ueberteuerten Preise etwas Warmes zu essen.

Gegen 20 Uhr lief die Faehre aus. Durch die untergehende Sonne erhielt ich beim Verlassen von Oslo einen fantastischen Ausblick vom Sonnendeck aus auf die Stadt. Ich blieb lange an Deck stehen und genoss den Abschied von Norwegen.
An Bord teilte ich meine 4er Kabine mit 2 Daenen. Einer davon, Henrik, war nur wenig aelter als ich und befand sich gerade auf dem Weg von Kirkenes nach Daenemark. Wir gingen zusammen auf "ein" Bier in die Lounge des Schiffes und unterhielten uns bis spaet in die Nacht.
Einen besseren und unterhaltsameren Kabinennachbar haette ich mir nicht vorstellen koennen.Nach viel zu wenigen Stunden Schlaf kamen wir bereits in Frederikshavn an, wo ich gerade auf einer Bank in der inzwischen erwachten Fussgaengerzone sitze und tippe.Durch das schlechte Wetter habe ich den Sueden von Norwegen schneller verlassen als geplant. Ich haette in Norwegen gerne noch einige Dinge befahren (z.B. die Atlantikstrasse, den Trollstiegen oder den Rallarvegen), aber der Regen war mir am Ende einfach zuviel. Somit bleibt nun doch noch genuegend Zeit fuer die Durchquerung von Daenemark. Vom Wetter her scheint die Entscheidung richtig gewesen zu sein, ich wurde mit viel Sonnenschein empfangen.